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Die Themenblöcke, die für die Vertreter aus den Dörfern derzeit am Wichtigsten sind, sind die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Herausforderungen in Stadt und Land rund um die Infrastruktur, das Recht auf lokale Selbstbestimmung sowie die Befähigung zur Selbstorganisation. 

(Fotos: Dieter Wankmüller)

 

Das war eines der ersten Feedbacks in der von der Dorfbewegung Brandenburg moderierten Arbeitsgruppe zur Auswertung der Dörferbefragung auf dem diesjährigen Tag der Dörfer in Garey. In Vorbereitung auf die Teilnahme am Europäischen Parlament der Dörfer hatte die Dorfbewegung Brandenburg eine Befragung in verschiedenen Dörfern des Landes Brandenburgs durchgeführt, um den Dörfern eine Stimme zu geben. Die Erkenntnisse des vorgelegten Diskussionspapiers sind so neu nicht, bleiben jedoch brandaktuell.

 

Die ca. 50 Teilnehmer der Arbeitsgruppe diskutierten auf dem Tag der Dörfer vertiefend die 3 Thesen aus dem Papier, die zuvor von ihnen als die Wichtigsten herausgearbeitet wurden. Das kurzfristig noch unter die 10 Thesen gemischte Thema „Flüchtlinge“ wurde überraschenderweise nicht als Fokusthema benannt. Hier waren sich die Anwesenden nahezu einig, dass aktive Dorfgemeinschaften in der Lage wären, mit den aktuellen Herausforderungen souverän umzugehen.

Beim Tag der Dörfer 2015 in Garrey moderierte die Dorfbewegung Brandenburg eine Arbeitsgruppe zur Auswertung und ersten Diskussion der "Kaskade Befragung" zur Vorbereitung des Europäischen Ländlichen Parlamentes 2015. Dazu unser Resümee:

Schwierig sei es, für die ursprüngliche Überschrift „Vertiefung sozialer Ungleichheit zwischen Stadt und Land“ entgegenwirken“ eine passendere Formulierung zu finden, denn vielmehr ginge es darum, dass Stadt und Land bei der Bewältigung von Herausforderungen mit differenzierten Strategien und ggf. rechtlichen Voraussetzungen zu unterstützen. Viele Ansätze seien nur auf größere und räumlich konzentrierte Gebietskörperschaften orientiert. Viele Dörfer kritisieren, dass die Zurverfügungstellung öffentlicher Güter z.B. für Erholungszwecke finanziell nicht ausgeglichen würde, damit die notwendige Infrastruktur lokal erhalten werden könne. Die Regionen seien gefordert Modelle zu entwickeln, wie die Wertschöpfung vor Ort gehalten werden könne, auch damit kluge Köpfe nicht in die Städte abwandern.

 

Im Hinblick auf das Recht auf lokale Selbstbestimmung sprachen sich die Anwesenden mehrheitlich dafür aus, statt auf kommunaler Ebene zu pauschalisieren notwendige Entscheidungen an lokalen Bedarfen zu orientieren. Verwaltung solle hier vor allem wieder die Rolle als Partner und Dienstleister für die lokalen Strukturen fungieren und Ermessensspielräume konstruktiv gestalten. Das Subsidiaritätsprinzip müsse gestärkt werden, um das insbesondere im ländlichen Raum notwendige Bürgerengagement aufrecht zu erhalten.  Um einer vielerorts wahrgenommenen Ohnmacht der Ortsvorsteher entgegenzuwirken, sei es zum einen notwendig, dass diese ihre Rechte und Pflichten kennen. Andererseits müssten die Mitbestimmungsrechte der Dörfer insbesondere in Stadtverordnetenversammlungen gestärkt werden.

 

Eine Befähigung zur Selbstorganisation müsse durch geeignete Bildungsangebote vorhandenen Strukturen mehr Transparenz geben. Dörfer müssten in der Lage sein, Potentiale sichtbar zu machen und sollten mehr voneinander lernen. Dies schließe die Befähigung, sich in bestehende Strukturen und Prozesse einzuklinken und für sich nutzbar zu machen, mit ein.

Großen Beifall erhielt die Feststellung, dass Dörfer eine gemeinsame Stimme bräuchten. Dazu könne beispielsweise der Rückhalt über den Deutschen Städte und Gemeindebund ausgebaut werden, nicht zuletzt um Dorfpositionen über offizielle Wege an die geeigneten Ansprechpartner zu transportieren. Der vorhandene Gemeindetag sei zwar ein guter Ansatz, jedoch eher eine Stimme der Hauptamtlichen. Für die Dorfbewegung Brandenburg ein gutes Feedback. Ist es doch ein mittelfristiges Ziel, ähnlich wie in Schweden oder anderen europäischen Nachbarstaaten, ein regelmäßiges Gremium der Dörfer ins Leben zu rufen.

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